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heute-show: Gender-Unterricht statt Satire

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Hochverehrter Herr Welke, wertgeschätzte Mitschuldige,

die Satirebehörde musste mit Schrecken feststellen, dass ein Teil Ihrer Sendung am 04.06.2021 nicht den von der Satirebehörde festgelegten Standards entspricht. Folgend spricht die Satirebehörde nach § 6 SatGB eine Rüge aus.

Der Vorfall

Die heute-show widmete einen beachtlichen Teil ihrer Sendung dem Thema „Geschlechtern“, vielmehr als „Gendern“ bekannt. Wir verweisen an dieser Stelle auf die wenig geschätzte ZDFmediathek. Die Debatte wurde ebenfalls auf diversen sozialen Netzwerken fortgeführt.

Jedoch fiel der Satirebehörde bei der Überwachung auf, dass ein essenzielles Detail dem satirischen Beitrag der heute-show fehlte: die Satire. Im Auftrag der Satirebehörde hat die Bundesanstalt für die landesweit öffentliche Digitalsatire (BlöD) diesen Umstand analysiert und kam zu dem Entschluss: „Dieser Teil der Sendung schien eher wie ein Spätburgunder – sprich zu trocken.“ Repräsentativ hierfür ist auch der Twitterbeitrag zur Sendung:

Darüber hinaus hielt die fiktive Rolle Birte Schneider zum Schluss einen wenig originellen Vortrag. Wie schon extra 3 vor exakt zwei Monaten liest Frau Schneider hier eine Reihe von Zuschauerkommentaren vor und reagiert bissig auf diese.

Dabei nutzt sie das satirische Format, um unglücklicherweise Falschinformationen zu vermitteln: So wird behauptet, es sei noch nie vorgekommen, dass Studenten bei Ablehnung einer Gendersprache mit Punktabzügen bestraft wurden. Eine höchst aufwendige Suchmaschinensuche der Satirebehörde hat allerdings ergeben, dass sehr wohl Leitfäden an Universitäten existieren, die Professoren dazu befähigen. Ebenso fanden sich Nutzerkommentare auf diversen sozialen Netzwerken, die ebenfalls eine solche Praxis bestätigen.

Die Bewertung

Das zur Bewertung vorliegende Satire-Erzeugnis (heute-show, 04.06.2021: „Gendern: neumodischer Quatsch, der uns aufgezwungen wird“ und alle zugehörigen zusätzlichen Beiträge) wird – wie im § 4 Absatz 4 SatGB festgelegt – auf folgende Kriterien geprüft:

Humor: Zu erkennen ist, dass das Satire-Erzeugnis in weiten Teilen humorlos und trocken scheint. Hierbei können subjektive Einflüsse nicht ausgeschlossen werden.

Originalität: Hier zeichnet sich das Bild, dass die Autoren der heute-show zu früh in die Sommerpause wollten und sich deshalb bequem am ähnlichen Format der Show extra 3 bedient haben.

Absicht: Das Ziel war eine Auseinandersetzung mit dem Thema Gendern. Die Satirebehörde gratuliert. Allerdings wurde mit dem Beitrag nur an der Oberfläche gekratzt. Damit Satire auf einen Zustand hinweist, wird vorausgesetzt, dass sich der Satire-Erzeuger mit dem zu behandelnden Thema gründlich auseinandersetzt. Deshalb entzieht die Satirebehörde ihre Gratulation.

Die Rüge

Nach § 6 Absatz 3 SatGB ist außerdem festzustellen, dass das zur Bewertung vorliegende Satire-Erzeugnis (heute-show, 04.06.2021: „Gendern: neumodischer Quatsch, der uns aufgezwungen wird“ und alle zugehörigen zusätzlichen Beiträge)

  1. mit vermutlich harmloser Intention, dennoch offenbar ideologiebewusst verfasst wurde. Die stark erkennbare Kopie wird allerdings aufgrund der öffentlich-rechtlichen Zugehörigkeit als einvernehmliche Aktion gewertet.
  2. das Gendern zwar als freiwilligen Akt bezeichnet, es wird aber bewusst als positive Entwicklung ohne Nachteile präsentiert und Gegner dieses Vorhabens werden diffamiert (auf tendenziell unlustige Weise). Diese Botschaft bringt die hitzig diskutierte Debatte nicht voran.
  3. ein zwar derzeit umstrittenes und lautstark debattiertes gesellschaftliches Thema anspricht, allerdings zum Zeitpunkt eine vergleichsweise niedrige Relevanz in der Gesamtbevölkerung besitzt.

Das Fazit

Die Gender-Thematik erfordert weitere Beforschung, jedoch bringt die heute-show die zugehörige Debatte nicht voran, schadet ihr und der Satire womöglich sogar. Apropos Satire: Diese darf auch gerne lustig sein.

Die Satirebehörde kommt daher zum Entschluss, dass die Kollegen der heute-show die Sommerpause gründlich für die Wiederaufarbeitung ihrer Satirefähigkeit nutzen sollten, sodass künftig weitere Rügen und öffentliche Scham vermieden werden.

Im tiefsten Entsetzen,

Ihre Sachbearbeiter der Satirebehörde