Bild für den Beitrag: Die FDP im Satiretest

FDP: Von der Spaßpartei zur Depri-Model-Bude

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Wertgeschätzte Wähler,

kurz vor der Bundestagswahl möchte die Satirebehörde die großen Parteien genauer unter die Lupe nehmen. Klimaschutz, Corona-Politik, Steuerpläne – das interessiert die Medien; die Satirebehörde will hingegen wissen: Wie viel Satire können die Parteien?

Dafür schauen wir tief in das Wahlprogramm der jeweiligen Parteien. Darüber hinaus analysiert die Bundesanstalt für die landesweit öffentliche Digitalsatire (BlöD) die sozialen Netzwerke lautstarker Politiker, die den Satirespiegel der entsprechenden Partei wirksam beeinflussen.

Die satirischste Partei erhält vor der Bundestagswahl das Satiresiegel der Satirebehörde. Und wer weiß: Vielleicht entscheidet dieses Siegel letztendlich über das Wahlergebnis. In diesem Wahlkampf ist ja so ziemlich alles möglich.

FDP

Bevor die Sachbearbeiter mit ihrer Analyse beginnen, möchten wir eine Frage in den Raum werfen: Wer erinnert sich noch an Christian Lindners satirischsten Ausspruch? Genau: „Es ist besser keine Satire zu machen, als falsche.“ Genial.

Das nur vorweg, um zu erläutern, wie sich die Politiksatire der FDP geändert hat. Schwelgen wir etwas in der Vergangenheit: Früher war die FDP die lustige Spaßpartei, die mit ihren witzigen Figuren wie Philipp Rösler, Guido Westerwelle oder dem Dirndl-Pfälzer Rainer Brüderle die Massen vor dem Fernseher begeisterte.

Viel ist davon nicht mehr übriggeblieben. Die FDP unter Christian Lindner wandelte sich zu einer schwarz-weißen Depri-Bude. Aber schwarz-weiß ist nicht nur das Weltbild vom besterhaltendsten Satiriker der FDP, Wolfgang „Wolle“ Kubicki. Nein, schwarz-weiß sind vor allem die Fotos, auf denen Lindner ernst dreinblickt.

Vorsicht vor dem FDP-Wahlprogramm, werte Epileptiker!

Das Wahlprogramm kommt mit einem wilden Farbmix daher. Es erinnert mehr an ein Albumcover aus den 80er-Jahren als ein seriöses Titelblatt eines Wahlprogramms. Offenbar möchte die Partei so noch an die guten alten Clown-Zeiten anknüpfen. Leider ohne Erfolg, wie sich herausstellen soll.

Anmerkung: Epileptiker sollten erst nach Rücksprache mit ihrem Arzt des Vertrauens das Wahlprogramm der Liberalen anschauen.

Ganz anders scheint hingegen der Wahlspot. Hier präsentiert sich Herr Lindner im eben angesprochenen Schwarz-Weiß-Look und in unregelmäßig schnell geschnittenen Szenen. Der Wahlspot ist tatsächlich so „cool“, dass man völlig vergisst, zuzuhören. Bewusst?

Das Wahlprogramm klingt zunächst sehr vielversprechend: Denn der Slogan lautet „Nie gab es mehr zu tun.“ Er ist ungefähr so austauschbar und nichtssagend wie das gesamte Wahlprogramm der SPD. Es geht gleich weiter mit Aussagen wie „Alles kann besser werden. Nichts ist Schicksal“. Die Satirebehörde lobt die philosophische Ader der FDP.

FDP bleibt ihrem Reichen-Credo treu

Ansonsten enthält das Wahlprogramm viele konkrete Punkte, die wir im Einzelnen nicht ausführen möchten. Hier lässt die FDP wichtige Satirepunkte liegen. Natürlich will sie die Partei der Besserverdiener bleiben. So bleibt ihr Credo: „Reiche entlasten, die haben es mit ihren Taschen voll Gold doch schon so schwer.“ Wenigstens etwas, lobt die Satirebehörde!

Aus dem Wahlprogramm herauszustellen sind ansonsten noch zwei weitere Punkte, mit denen die FDP Punkte machen will. Fragt sich nur bei wem.

So wollen sie einen „Weltraumbahnhof für kleine Trägerraketen“. Die Satirebehörde merkt an: Wir sind schon froh, dass der Flughafen BER steht. Weitere Milliardenprojekte sollten wir erst einmal unterlassen.

Anmerkung: Sollte es aber tatsächlich einen Wahlraumbahnhof geben, fordern wir, dass Andreas Scheuer dort arbeiten und Fahrkarten verkaufen muss.

Liberale gegen Papier-Bürokratie

Außerdem setzen sich die Liberalen dafür ein, dass die Verwaltung digitaler wird. So heißt es: „Während andere Staaten ihre Verwaltung digitalisiert haben, haben wir an Formularen und Zettelwirtschaft festgehalten. Während andere Staaten ihr Gesundheitssystem digitalisiert haben, haben sich unsere Gesundheitsämter gegenseitig Faxe geschickt.“

Und weiter: „Wir haben uns in der Krise an die Basistechnologie Papier geklammert, als wären wir noch im 20. Jahrhundert. Schluss damit.“ Die Satirebehörde merkt an: Bürokratie in Form von Anträgen, Listen und Formularen auf Papier ist ein wichtiges Element des deutschen Staates – und der deutschen Satire. An dieser entscheidenden Säule dürfen wir auf keinen Fall rütteln.

Wo kämen wir denn dahin? (Antworten können per Fax an uns gesendet werden. Die Faxnummer erhalten Sie nach Antrag, der per elektronischer Nachricht an die Satirebehörde gesandt werden kann. Die Bearbeitungszeit beträgt bis zu 36 Monate. Den Antrag finden Sie in unserem Servicebereich.)

Oberste FDP-Satiriker: C. Lindner, Wolle Kubicki und Thomas „Glatze“ Kemmerich

Insgesamt ist das Wahlprogramm aus satirischer Sicht aber eher langweilig. Auch die Politiker der FDP haben im Vergleich zur früheren Spaßelite deutlich abgebaut. Neben dem erwähnten Wolle Kubicki und dem schwarz-weißen Lindner fällt den Sachbearbeitern spontan nur Thomas Kemmerich ein.

Der glatzköpfige Friseurbetreiber, der sich von Nazis ins Ministerpräsidenten-Amt wählen hat lassen – und das als Eigentlich-Liberaler. Eine große satirische Geste. FDP-Mann Konstantin Kuhle hat es beim Kollegen von „Chez Krömer“ auf den Punkt gebracht: „Wer konnte denn in der FDP damit rechnen, gewählt zu werden?“

Fazit

Die FDP hat sich einem radikalen Wandel unterzogen, getreu ihrem Motto „Wie es ist, darf es nicht bleiben“. Deshalb schneiden die Liberalen im Satiretest der Satirebehörde jedoch nur mäßig ab.

Bleibt nur abzuwarten, ob sie sich wirklich an ihr Motto halten. In dem Fall haben wir in vier Jahren wieder die Spaßpartei von früher. Die Satirebehörde hofft es jedenfalls sehr.

Hochachtungsvoll

Ihre Sachbearbeiter der Satirebehörde

Satireskala
1.5/5