Bild für den Beitrag: Die SPD im Satiretest

SPD: Ein "Zukunftsprogramm" – mit Zukunft für die Satire?

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Wertgeschätzte Wähler,

kurz vor der Bundestagswahl möchte die Satirebehörde die großen Parteien genauer unter die Lupe nehmen. Klimaschutz, Corona-Politik, Steuerpläne – das interessiert die Medien; die Satirebehörde will hingegen wissen: Wie viel Satire können die Parteien?

Dafür schauen wir tief in das Wahlprogramm der jeweiligen Parteien. Darüber hinaus analysiert die Bundesanstalt für die landesweit öffentliche Digitalsatire (BlöD) die sozialen Netzwerke lautstarker Politiker, die den Satirespiegel der entsprechenden Partei wirksam beeinflussen.

Die satirischste Partei erhält vor der Bundestagswahl das Satiresiegel der Satirebehörde. Und wer weiß: Vielleicht entscheidet dieses Siegel letztendlich über das Wahlergebnis. In diesem Wahlkampf ist ja so ziemlich alles möglich.

SPD

Das Wahlprogramm der SPD trägt den vielversprechenden und nicht weniger hochtrabenden Titel „Zukunftsprogramm“. Offenbar versucht sich die SPD so von ihrer Schwesterpartei, der CDU, abzuheben. Deren Programm ist nach Informationen der Satirebehörde mit „Vergangenheitsprogramm“ betitelt.

Auf der ersten Seite wird jeder gleich – wie es sich für die Genossen gehört – geduzt: „Aus Respekt vor deiner Zukunft“ steht in großen Lettern geschrieben. Abgesehen davon, dass die Sachbearbeiter die förmliche Sie-Ansprache präferieren, mahnen sie die leeren Worthülsen an. Die SPD hätte genauso gut „Aus Missachtung Ihrer Gegenwart“ schreiben können, das Ergebnis wäre das gleiche: Es wäre schlicht egal.

Die leeren Phrasen ziehen sich durch das ganze Programm. Insofern: Gute Satire im Sinne des Satiregesetzbuches. Am Ende wird noch einmal mit „großen“ Worten zusammengefasst, was die SPD eigentlich genau will: „Wir wollen aus Träumen Zukunft machen.“ Wer will das nicht? Auch unser Schirmherr Kim Jong-Un will das. Seine Träume dürften sich nur leicht von denen der SPD unterscheiden, hoffen zumindest die Sachbearbeiter.

Auch konkrete Satire-Punkte im Programm

Fairerweise müssen wir sagen: Die SPD hat auch einige konkrete Punkte im Programm stehen, die aber nicht weniger satirisch aufzufassen sind. Etwa: „Bis 2030 wollen wir mindestens 75 Prozent des Schienennetzes elektrifizieren, die Schiene weiter digitalisieren und für nicht elektrifizierte Strecken verbindliche Nutzungen wie den Einsatz von wasserstoffbetriebenen Zügen unterstützen.“ Nun gut. Aber weiter heißt es: „Die Deutsche Bahn AG ist für uns ein Garant verlässlicher Mobilität.“

Stark! Das ist feinste Satire – besonders wenn man sich die Anzahl ausgefallener Zugverbindungen, die etlichen Minuten an Zugverspätungen und die überteuerten Zugtickets anschaut. Nicht vergessen: Die tagelangen Streiks bei der Bahn. Für die Satirebehörde steht fest: Die SPD ist ein Garant verlässlicher Satire.

Sozis wollen Sozi-Ideen

Sogleich geht es weiter mit gelungenen satirischen Beiträgen: „Deutschland soll 2030 über eine digitale Infrastruktur auf Weltniveau verfügen, über eine vollständig und durchgängig digitalisierte Verwaltung und ein Bildungssystem, in dem für das Leben in einer digitalen Welt gelernt werden kann.“ Das ist wirklich Satire auf Weltniveau, betrachtet man den aktuellen Stand der Digitalisierung in Deutschland.

Für eine Partei, die sich ursprünglich an Arbeiter und weniger an Akademiker und Raketenwissenschaftler richtete, kommuniziert die SPD in ihrem Programm erstaunlich einfach. Fachwörter wie „Interoperabilität“, „Edge-Computing“, „Housing-First-Konzepte“, „Doppelverbeitragung von Betriebsrenten“, „Kettenduldungen“, „Bodenfonds“, „Vielfaltskompetenzen“ oder „Pacte civil de solidarité“ sind nur einige Beispiele für die einfache, zielgruppengerechte Ansprache der SPD.

Ansonsten will die SPD natürlich … soziale Gerechtigkeit. Mehr Lohn, mehr Elterngeld, mehr Absicherung im Alter, generell mehr Geld ausgeben. Klingt etwas wie das Traumtänzer-Programm der Linken, doch bei den Sozialdemokraten ist ohnehin klar: In einer großen Koalition sind die Pläne schnell vergessen. Hier lässt die SPD wichtige Satirepunkte liegen.

Olaf Scholz: CDU-Kanzler im Mantel der SPD

Für diese Inhalte stehen auch fast alle SPD-Figuren: allen voran Joachim Löw, der nach seinem DFB-Aus neben Norbert Heinz Günther Thomas Walter-Borjans die SPD anführt sowie Kevin „Allein gegen die Groko“ Kühnert. Letzterer hat in jüngster Zeit mit einigen witzigen Kommentaren auf Twitter die Aufmerksamkeit der Satirebehörde auf sich gezogen.

An dieser Stelle die Frage: Wenn das doch nichts mit Rot-Grün oder Rot-Rot-Grün gibt, wollen Sie dann ein Praktikum bei der Satirebehörde machen? Satirisches Talent haben Sie längst bewiesen.

Einem kauft man die sozialdemokratischen Forderungen aber nur wenig ab. Leider nimmt dieser eine zentrale Rolle im Wahlkampf ein: Kanzlerkandidat Olaf Scholz. Bislang war Olaf nur ein tollpatschiger Schneemann aus einem Film. Jetzt will er gar Kanzler werden.

Für sein Wirken steht ein Satz aus dem Wahlprogramm besonders: „Wohlstand und Anstand dürfen keine Gegensätze sein.“ Denn, überspitzt gesagt: Er setzt sich für Wohlstand der Warburg-Banker und Wirecard-Manager ein – und hält das für anständig (auch wenn er sich an nichts mehr erinnern mag). Rein von seinen unzähligen Affären jedenfalls könnte er fast CSU-Verkehrsminister werden. Ein Unions-Kanzler im Sozi-Mantel. Das ist Satire.

Die Satirebehörde bedauert jedoch, dass im Wahlprogramm der SPD Karl Lauterbach keine Rolle spielt. Schließlich beweist er in jedem dritten Tweet, die er im Minutentakt publiziert, dass er trotz seiner Expertise mit falschen Schlussfolgerungen, panischen Hyperbeln und gegensätzlichen Aussagen die Satirelandschaft sät. Nicht zuletzt ist auch eine wichtige SPD-Forderung, gesetzlich vorzuschreiben, dass Lauterbach in jeder deutschen Talkrunde zu Gast sein muss.

Fazit

Reden und nichts sagen: Die SPD beherrscht das perfekt. In den Punkten, in denen sie aber konkret wird, liefert sie exzellente Satire.

Der größte Erfolg im Sinne des Satiregesetzbuches ist aber die Kandidatur von Olaf Scholz: Ein skandalgebeutelter Kandidat, mit dem Glück, dass niemand die Skandale versteht und dem Wissen, dass die deutschen Wähler einfach weiter Merkel wollen. So geht Satire. Und das sagen wir nicht nur, um 1,9 Milliarden Euro zu bekommen.

Hochachtungsvoll

Ihre Sachbearbeiter der Satirebehörde

Satireskala
3.5/5